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23.02.08

Flying Circus & Metro

Kurz vor Japan noch 2 grosse Routen...

Die von meinen Freund und Local in Kandersteg Ron Koller prognostizierten optimalen Bedingungungen an der Breitwangfluh reizten mich, doch noch schnell vor Japan einen kurzen Klettertrip zu starten, auch wenn ich nach meiner dreiwöchigen Bronchitis vernünftiger Weise zu Hause hätte bleiben sollen (Den Weltcup in Saas Fee ließ ich aus diesem Grund aus).
Doch die Reise hat sich ausgezahlt. Jetzt sitzte ich völlig zufrieden und mit einem Ganzkörpermuskelkater zu Hause und denke zurück an die zwei grandiosen Tage an der Breitwangfluh. Am 20. Februar startete ich mit Benny Purner und Klaus Kranebitter nach Kandersteg um am nächsten Tag auch früh genung den langen Zustieg in Angriff nehmen zu können. Nach den 900 Höhenmetern merkte ich bereits das erste Mal, dass ich nicht in meinem gewohnten Fitnesszustand war. Dennoch, höchst motiviert startete ich schon kurze Zeit später in die erste Seillänge von "Flying Circus" - einer Tour aus dem Jahre 1998, erstbegangen von Robert Jasper, bewertet mit M10, ohne Bohrhaken abgesichert. Die Route galt damals als die schwerste Mixedroute der Welt. Überraschend lief die erste Seillänge überraschend gut, recht locker konnte ich diese M9-Länge on sight klettern. In der zweiten Länge, der Crux, blieb mir die on-sight-Begehung, nachdem ich Mittelteil einer falschen Linie folgte, leider verwärt. Ich musste all meine (nicht mehr vorhandenen) Kräfte sammeln und gab mich vollständig aus, um in einem äußerst harten Kampf diese Seillänge doch noch Rotpunkt zu durchsteigen. Die beiden letzen Seillängen stellten kein Problem mehr dar - glücklich seilten wir wieder ab. Gratulation an Benny, der die Route tapfer und solide mit nur zwei kurzen Hängern nachsteigen konnte. Grosse Hochachtung an Robert, der diese Route bereits vor 10 Jahren mit völlig anderem Material klettern konnte - eine wirkliche Meisterleistung!

Am nächsten Tag spürte ich meine müden Knochen bereits beim Weggehen, doch Ron teilte uns mit, dass die "Metro" momentan perfekte Verhältnisse hätte, die wir nicht auslassen dürfen. "Metro" ist eine völlig abgefahrene Kletterei, entdeckt und erstbegangen von den beiden Anthamatten-Brüdern. Sie befindet sich in einem 100 Meter hohen Tunnel (eine Art Riesensanduhr). Als wir unsere Stirnlampen in der Höhle einschalteten, verschlug es uns die Sprache - bizarre Eisformationen, konstant senkrecht über die ganzen 100 Meter, ließen unsere Herzen höher schlagen. Die Kletterei war genau so abgefahren wie sie aussah, ständig im Bereich um WI6/6+ ging es empor zum oberen Ende der Riesensanduhr. Erreicht man das Tageslicht wieder, hat man "Metro" jedoch noch nicht gepunktet - es wartet noch eine verrückte, 30 Meter frei stehende Säule als krönender Abschluss!

Völlig ausgepowert und zufrieden machten wir uns wieder auf den Heimweg - für mich eine perfekte Vorbereitung für die Expedition nach Japan..

Bilder: Klaus Kranebitter

© 2020 Mag. Albert Leichtfried - Meteorologe - Bergführer - Extremkletterer
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Fritschi Diamir